Werkstattrisiko: Klägerin siegt vor Gericht wegen nicht durchgeführter Arbeiten
Das Gericht hat entschieden, dass die Klägerin Anspruch auf Ersatz weiterer Reparaturkosten in Höhe von 203,49 € hat. Diese Entscheidung basiert auf dem Grundsatz, dass die Kosten für Reparaturen, die ein wirtschaftlich denkender Mensch für notwendig hält, erstattungsfähig sind. Das Gericht erkennt an, dass die Geschädigte die Reparaturkosten für erforderlich halten durfte, einschließlich der Kosten für die Verbringung des Fahrzeugs und Corona-Schutzmaßnahmen.
Weiter zum vorliegenden Urteil Az.: 18 C 4652/22 >>>
✔ Das Wichtigste in Kürze
Die zentralen Punkte aus dem Urteil:
- Recht auf Ersatz: Klägerin hat Anspruch auf Ersatz von 203,49 € Reparaturkosten.
- Erstattungsfähigkeit: Nach § 249 Abs. 2 S. 1 BGB sind die Aufwendungen, die ein wirtschaftlich denkender Mensch für notwendig hält, ersatzfähig.
- Einschränkung der Einflussmöglichkeiten: Bei der Schadensregulierung sind die Kenntnis- und Einflussmöglichkeiten der Geschädigten begrenzt.
- Werkstattrisiko: Das Risiko für Arbeiten, die nicht ausgeführt wurden, liegt beim Schädiger.
- Bedeutung der Reparatur: Die Reparatur- und Abrechnungsvorgänge sind der Einflusssphäre des Geschädigten entzogen.
- Corona-Schutzmaßnahmen: Kosten für Corona-Schutzmaßnahmen und Verbringung des Fahrzeugs sind einschließbar.
- Kein Auswahlverschulden: Bei der Klägerin liegt kein Auswahlverschulden vor.
- Verzugszinsen: Die Beklagte befindet sich seit dem 12.05.2022 in Verzug und muss Zinsen zahlen.
Übersicht
- 1 Werkstattrisiko: Klägerin siegt vor Gericht wegen nicht durchgeführter Arbeiten
- 2 ✔ Das Wichtigste in Kürze
- 2.1 Werkstattrisiko und Reparaturkosten: Juristische Betrachtungen
- 2.2 Verkehrsunfall und Werkstattrisiko: Ein Fall vor Gericht
- 2.3 Die juristische Herausforderung: Wer trägt die Kosten?
- 2.4 Gerichtsentscheidung: Verantwortlichkeit für Werkstattrisiko
- 2.5 Urteilsvollstreckung und rechtliche Konsequenzen
- 3 ✔ Wichtige Begriffe kurz erklärt
- 4 Das vorliegende Urteil
Werkstattrisiko und Reparaturkosten: Juristische Betrachtungen
In der aktuellen Rechtsprechung rückt das Thema Werkstattrisiko bei nicht durchgeführten Arbeiten immer mehr in den Fokus. Dieses spezielle Rechtsgebiet beschäftigt sich mit den juristischen Aspekten rund um die Haftung und die daraus resultierenden Reparaturkosten nach einem Verkehrsunfall. Besonders interessant ist hierbei, wie das Recht den Herstellungsaufwand bewertet, der im Zuge der Schadensbeseitigung an Fahrzeugen entsteht, und welche Rolle dabei die Corona-Schutzmaßnahmen spielen. Diese Thematik stellt sowohl für Geschädigte als auch für Werkstätten und Versicherungen eine rechtliche Herausforderung dar.
Die Frage, wer die Kosten für Reparaturen trägt, die entweder nicht oder nicht im erwarteten Umfang durchgeführt wurden, ist von entscheidender Bedeutung. Sie betrifft nicht nur die unmittelbar Beteiligten, sondern wirft auch grundsätzliche Fragen zur Verantwortlichkeit und Risikoübernahme auf. Im folgenden Detailbericht wird ein konkretes Urteil beleuchtet, das wichtige Einblicke in die juristische Handhabung solcher Fälle bietet und als richtungsweisend in der Rechtsprechung angesehen werden kann. Tauchen Sie ein in die Welt des Rechts, um zu erfahren, wie Gerichte in solchen komplexen Sachverhalten entscheiden.
Verkehrsunfall und Werkstattrisiko: Ein Fall vor Gericht
Am 21.03.2022 ereignete sich ein Verkehrsunfall, bei dem die Klägerin mit einem haftpflichtversicherten Fahrzeug der Beklagten kollidierte. Die Haftung der Beklagten war unstrittig, und es entstanden Reparaturkosten in Höhe von 2.109,56 €. Von diesem Betrag zahlte die Beklagte 1.906,07 €, kürzte jedoch die Kosten für die Verbringung des Fahrzeugs und für Corona-Schutzmaßnahmen. Die Klägerin forderte daraufhin einen Differenzbetrag von 203,49 €, was zur rechtlichen Auseinandersetzung führte.
Die juristische Herausforderung: Wer trägt die Kosten?
Der Kern des Falles lag in der Frage, wer für die nicht gezahlten Reparaturkosten aufkommt, insbesondere im Kontext des Werkstattrisikos. Nach deutschem Recht, genauer § 249 Abs. 2 S. 1 BGB, sind Aufwendungen ersatzfähig, die ein wirtschaftlich denkender Mensch in der Lage der Geschädigten für notwendig hält. Die Klägerin argumentierte, dass sie aufgrund mangelnder Kenntnis und Einflussmöglichkeiten die Reparaturkosten als erforderlich ansehen durfte. Dies beinhaltete auch die Kosten für die Verbringung des Fahrzeugs und die Corona-Schutzmaßnahmen.
Gerichtsentscheidung: Verantwortlichkeit für Werkstattrisiko
Das AG Coburg entschied am 01.03.2023, dass die Beklagte zur Zahlung von 203,49 € nebst Zinsen verpflichtet ist. Die Entscheidung begründete das Gericht damit, dass das Werkstattrisiko – das Risiko für nicht ausgeführte oder unnötig berechnete Arbeiten – beim Schädiger liegt. Das Gericht erkannte an, dass die Klägerin aufgrund der von ihr eingeholten Expertise einer Werkstatt den Auftrag erteilen durfte und kein Auswahlverschulden vorlag. Die durch die Werkstatt in der Reparaturrechnung belegten Aufwendungen waren somit ein aussagekräftiges Indiz für die Erforderlichkeit der Reparaturkosten.
Urteilsvollstreckung und rechtliche Konsequenzen
Die Beklagte wurde zudem verpflichtet, die Kosten des Rechtsstreits zu tragen, und das Urteil wurde für vorläufig vollstreckbar erklärt. Für die Klägerin bedeutete dies nicht nur die Erstattung der ausstehenden Reparaturkosten, sondern auch eine Bestätigung ihrer rechtlichen Position bezüglich der Notwendigkeit der durchgeführten Maßnahmen. Der Fall unterstreicht die Bedeutung der korrekten Bewertung des Herstellungsaufwands nach einem Verkehrsunfall und die Verantwortung der Versicherer im Kontext des Werkstattrisikos.
Im Anschluss an dieses Urteil stellt sich die Frage, wie ähnliche Fälle in der Zukunft behandelt werden und welche Präzedenzwirkung dieses Urteil für die Bewertung von Werkstattrisiken und Reparaturkosten in anderen Rechtsstreitigkeiten haben könnte.
✔ Wichtige Begriffe kurz erklärt
Was versteht man unter Werkstattrisiko?
Unter dem Begriff „Werkstattrisiko“ versteht man das Risiko, das mit der Reparatur eines Fahrzeugs in einer Werkstatt verbunden ist. Dieses Risiko bezieht sich insbesondere auf die Möglichkeit, dass die Reparatur unsachgemäß oder unwirtschaftlich durchgeführt wird oder dass die Werkstatt überhöhte Sätze berechnet.
Nach einem Unfall ist der Versicherer des Verursachers dem Geschädigten gegenüber zum Schadensersatz verpflichtet. Das Werkstattrisiko für eine nicht sachgerechte Reparatur geht daher zu Lasten des Versicherers. Dies gilt auch, wenn der Geschädigte das Fahrzeug an eine Fachwerkstatt zur Instandsetzung übergibt, ohne dass ihn ein Auswahlverschulden trifft.
Das bedeutet, dass der Unfallverursacher das Risiko einer überhöhten Werkstattrechnung trägt. Die Ersatzpflicht erstreckt sich vor allem auch auf diejenigen Mehrkosten, die ohne Schuld des Geschädigten – etwa durch unsachgemäße Maßnahmen der von ihm beauftragten Werkstatt – verursacht worden sind.
Es ist jedoch zu beachten, dass der Bundesgerichtshof (BGH) die Rechtsprechung zum Werkstattrisiko neu definiert hat. Die Auswirkungen dieses Urteils sind noch nicht absehbar.
Das vorliegende Urteil
AG Coburg – Az.: 18 C 4652/22 – Urteil vom 01.03.2023
(abgekürzt nach § 313a Abs. 1 ZPO)
1. Die Beklagte wird verurteilt, an die Klägerin 203,49 € nebst Zinsen hieraus in Höhe von 5 Prozentpunkten über dem Basiszinssatz seit 12.05.2022 zu zahlen Zug-um-Zug gegen Abtretung etwaiger Rückgriffsansprüche wegen angeblicher Überzahlung gegen die Firma …, anlässlich der Reparatur des klägerischen Fahrzeugs, amtliches Kennzeichen: …, aufgrund des Unfallschadens vom 21.03.2022, Rechnungsnummer …, soweit sie nicht die originären Nacherfüllungsansprüche der Klägerin aus dem Werkvertrag betreffen.
Im Übrigen wird die Klage abgewiesen.
2. Die Beklagte hat die Kosten des Rechtsstreits zu tragen.
3. Das Urteil ist vorläufig vollstreckbar.
Beschluss
Der Streitwert wird auf 203,49 € festgesetzt.
Gründe
Gemäß § 495a ZPO bestimmt das Gericht das Verfahren nach billigem Ermessen. Innerhalb dieses Entscheidungsrahmens berücksichtigt das Gericht grundsätzlich den gesamten Akteninhalt.
Am 21.03.2022 kam es zwischen der Klägerin und dem bei der Beklagten haftpflichtversicherten Unfallgegner zu einem Verkehrsunfall. Die Haftung der Beklagten ist zwischen den Parteien dem Grunde nach unstreitig. Reparaturkosten sind in Höhe von 2.109,56 € brutto angefallen, auf die die Beklagte 1.906,07 € gezahlt hat. Die Beklagte hat die Kosten für die Verbringung des Fahrzeugs und für Corona-Schutzmaßnahmen gekürzt bzw. nicht gezahlt. Mit der Klage begehrt die Klägerin einen Differenzbetrag in Höhe von 203,49 €.
I.
Die Klägerin hat einen Anspruch auf Ersatz weiterer Reparaturkosten in Höhe von 203,49 € gem. §§ 7, 17 StVG, 823 Absatz 1, 249 Absatz 1, 2 BGB, 115 VVG. Hierbei handelte es sich um den erforderlichen Herstellungsaufwand.
Nach § 249 Abs. 2 S. 1 BGB sind Aufwendungen ersatzfähig, die ein verständiger wirtschaftlich denkender Mensch in der Lage der Geschädigten für zweckmäßig und notwendig halten durfte. Den Kenntnis- und Einflussmöglichkeiten der Geschädigten bei der Schadensregulierung sind insofern regelmäßig Grenzen gesetzt, dies vor allem, sobald sie den Reparaturauftrag erteilen und das Fahrzeug in die Hände von Fachleuten geben.
Es würde dem Sinn und Zweck des § 249 Absatz 2 S. 1 BGB widersprechen, wenn der Geschädigte bei Ausübung der Ersetzungsbefugnis im Verhältnis zum ersatzpflichtigen Schädiger mit Mehraufwendungen der Schadensbeseitigung belastet bliebe, deren Entstehung seinem Einfluss entzogen und die ihren Grund darin haben, dass die Schadensbeseitigung in einer fremden, von dem Geschädigten nicht mehr kontrollierbaren Einflusssphäre stattfinden muss. Das Werkstattrisiko geht insofern zulasten des Schädigers (AG Norderstedt, Urteil vom 14.9.2012 – 44 C 164/12; LG Köln, Urteil vom 07.05.2014 – 9 S 314/13). Dabei darf ein Geschädigter nach der oben angesprochenen subjektbezogenen Schadensbetrachtung grundsätzlich darauf vertrauen, dass die in dem von ihm eingeholten Sachverständigengutachten kalkulierten Arbeitsschritte und das hierfür benötigte Material zur Schadensbeseitigung erforderlich sind und darf demgemäß – wie hier – einer Werkstatt den Auftrag erteilen, gemäß Gutachten zu reparieren (BGH, NJW, 302, 304; AG Düsseldorf, 21.11.2014- 37 C 11789/11). Es macht dabei keinen Unterschied, ob die Werkstatt dem Geschädigten unnötige Arbeiten in Rechnung stellt, überhöhte Preise oder Arbeitszeiten in Ansatz bringt oder Arbeiten berechnet, die in dieser Weise nicht ausgeführt worden sind (LG Köln, 07.05.2014, AZ: 9 S 314/13; AG Villingen-Schwenningen, 05.02.2015, AZ: 11 C 507/14; OLG Hamm, 31.01.1995, AZ: 9 U 168/94). Es besteht kein Grund dem Schädiger das Risiko für ein solches Verhalten abzunehmen. Ein Auswahlverschulden der Klägerin ist insoweit nicht zu erkennen. Die durch die Werkstatt in der Reparaturrechnung belegten Aufwendung sind im Allgemeinen ein aussagekräftiges Indiz für die Erforderlichkeit der Reparaturkosten.
Unter Berücksichtigung dieser Grundsätze sind hier die Kosten der Verbringung und der Corona-Schutzmaßnahmen ersatzfähig.
Mangels besserer Erkenntnis- und Einflussmöglichkeiten hat die Klägerin die Reparaturkosten für erforderlich halten dürfen. Damit sind insbesondere auch die Kosten für die Verbringung und die Corona-Schutzmaßnahmen zu erstatten, auch wenn die Beklagte die tatsächliche Durchführung/Entstehung als solche bestreitet (OLG Hamm, 31.01.1995, AZ: 9 U 168/94). Die Reparatur und die Abrechnung sind der Einflusssphäre des Geschädigten entzogen. Es besteht kein Grund, dem Schädiger das Risiko für ein solches Verhalten abzunehmen. Von daher war auch kein Beweis über die tatsächliche Durchführung der Verbringung und der Corona-Schutzmaßnahmen zu erheben, da das Werkstattrisiko eben auch Arbeiten umfassen würde, die nicht ausgeführt wurden (LG Köln, 07.05.2014, AZ: 9 S 314/13; AG Villingen-Schwenningen, 05.02.2015, AZ: 11 C 507/14; OLG Hamm, 31.01.1995, AZ: 9 U 168/94). Wäre das klägerische Fahrzeug nicht in der Zeit der Corona-Pandemie beschädigt worden, wären die Kosten nicht angefallen. Die Desinfektion ist Teil der infolge des Unfalls in Auftrag gegebenen Reparatur (vgl. AG Frankenthal, BeckRS 2021, 7263). Es handelt sich nicht um mit dem Grundhonorar abgegoltene allgemeine Unkosten des Betriebs, sondern aufgrund von Corona angefallene besondere Kosten. Es liegt weder eine zufällige Verbindung vor noch ein Fall der höheren Gewalt, da zum Unfall- und Reparaturzeitpunkt bereits seit Monaten die Pandemie herrschte und den Alltag bestimmte. Der Kunde kann erwarten, dass er ein sauberes, infektionsfreies Fahrzeug zurückerhält, sodass in diesen Zeiten eine Desinfektion nötig ist (AG Heinsberg BeckRS 2020, 25146). (LG Coburg Endurteil v. 28.5.2021 – 33 S 10/21, BeckRS 2021, 28709 Rn. 43, beck-online)
Es kommt nicht darauf an, ob die Rechnung von der Klägerin bereits ausgeglichen wurde oder nicht (AG Kassel, Urteil vom 08.02.2018 – 435 C 4137/17; AG Karlsruhe, Urteil vom 18.11.2008 – 5 C 365/08).
Für den Fall der noch nicht erfolgten Zahlung stand der Klägerin zwar ein Befreiungsanspruch gemäß §§ 249, 257 BGB zu. Dieser Befreiungsanspruch ist gemäß § 250 Satz 2 BGB in einen Geldanspruch übergegangen (AG Karlsruhe, Urteil vom 18.11.2008 – 5 C 365/08).
Danach hat der Geschädigte die Möglichkeit, zu einem Anspruch auf Geldersatz zu gelangen, wenn er dem Ersatzpflichtigen erfolglos eine Frist zur Herstellung, d. h. zur Haftungsfreistellung mit Ablehnungsandrohung setzt. Dem steht es nach Rechtsprechung des BGH gleich, wenn der Schuldner die geforderte Herstellung oder überhaupt jeden Schadensersatz ernsthaft und endgültig verweigert. Dann wandelt sich der Freistellungs- in einen Zahlungsanspruch um, wenn der Geschädigte Geldersatz fordert (BGH, NJW 2004, 1868 ff.). Die Beklagte hat bereits außergerichtlich jegliche Zahlung auf weitere Reparaturkosten ernsthaft und endgültig abgelehnt, so dass es einer Fristsetzung mit Ablehnungsandrohung seitens der Klägerin zur Umwandlung in einen Geldanspruch nicht bedurfte. Die Klägerin kann somit unmittelbar Zahlung verlangen.
Die Beklagte kann grundsätzlich verlangen, dass ihr Zug um Zug etwaige Erstattungsansprüche der Klägerin gegen die Reparaturwerkstatt aus dem Reparaturvertrag abgetreten werden.
Eine solche Abtretung schmälert die Rechtsposition der Klägerin als Geschädigte nicht und ist nicht davon abhängig, dass etwaige Ansprüche gegen die Reparaturwerkstatt tatsächlich bestehen. Vielmehr genügt es, dass es möglich erscheint, dass solche Ansprüche vorhanden sind. Die Berechtigung eines solchen Anspruchs ist vielmehr dann im Verhältnis zwischen dem Schädiger, hier der Beklagten, und der Reparaturwerkstatt zu klären (AG Kassel, Urteil vom 08.02.2018 – 435 C 4137/17). Voraussetzung des § 255 BGB analog ist nämlich nur, dass der abzutretende Anspruch als möglich erscheint. Dies ist der Fall.
II.
Die Verurteilung zur Zahlung der Nebenforderung gründet sich auf §§ 280 Abs. 2, 286, 288, 187 Abs. 1 BGB. Die Beklagte wurde mit Schreiben der Klägerin vom 11.05.2022 gemahnt. Sie befindet sich daher seit 12.05.2022 in Verzug, vgl. § 286 Abs. 1 BGB.
Ein Zurückbehaltungsrecht nach § 273 Abs. 1 BGB schließt den Verzug mit der Erfüllung der Leistungspflicht und damit die Verpflichtung zur Zahlung von Verzugszinsen nur aus, wenn es vor oder bei Eintritt der Verzugsvoraussetzungen ausgeübt wird. Beruft sich der Schuldner erst danach auf sein Zurückbehaltungsrecht, wird der bereits eingetretene Verzug dadurch nicht beseitigt. Der Schuldner muss vielmehr durch geeignete Handlungen den Verzug beenden, zum Beispiel seine eigene Leistung Zug um Zug gegen Bewirkung der Gegenleistung anbieten (BGH, Urteil vom 26.09.2013, Az. VII ZR 2/13 m.w.N.)
III.
Die Kostenentscheidung beruht auf § 92 Abs. 2 Nr. 1 ZPO. Die Entscheidung zur vorläufigen Vollstreckbarkeit hat ihre Rechtsgrundlage in den §§ 708 Nr. 11, 713 ZPO.